FREIE UNIVERSITäT OBERHAUSEN

GEFLÜCHTET & HIER

Das Video zeigt die Präsentation unseres Ringseminars zum Semesterabschluss:


DAS SEMINAR GEFLÜCHTET & HIER

Alt-Oberhausen entstand vor 150 Jahren in der kargen Lipperheide. Ohne Migrant*innen gäbe es die Stadt nicht, und die lokale Leitkultur würde weiterhin von Wildpferden, den Em­scher­brücher Dick­köppen, diktiert. Auch in den letzten Jahren zogen Menschen fort und andere in die Stadt. Aktuell kommen vor allem viele vor Krieg, Ver­folgung, Not und Elend Ge­flüchtete neu hinzu.

„GEFLÜCHTET & HIER“ ist strukturiert als Ring-Seminar mit inhalt­lich wechselnd Ver­ant­wort­lichen, was einerseits eine durchgängige Reflexion des generellen Themas leistet; andererseits fungiert jede einzelne Seminar­sitzung auch als je eigenständiger Beitrag zu ihrem spezifischen thematischen Aspekt.

Die einzelnen Seminar-Termine:

Freitag, 5.2.

"Willkommensarbeit in Oberhausen – Rück­blick, Reflexion, Ausblick: Sinn­volle Praxen"
Referent: Klaus Roll (Willkommen in Oberhausen – WiO).

Das Ring-Seminar GEFLÜCHTET & HIER begann mit einem Vortrag von Klaus Roll (Willkommen in Oberhausen – WIO) und anschließender Seminar-Diskussion zur aktuellen Situation in Oberhausen: der hier lebenden Geflüchteten und, damit verbunden, der Arbeiten der vielen ehrenamtlichen Unterstützergruppen sowie der städtisch Verantwortlichen. – Wir danken für die sehr informative Seminar-Sitzung und die gedankliche Arbeit hierin allen Teilnehmenden und insbesondere Klaus Roll!



Großen Raum nahm die gemeinsame Reflexion der gegenwärtigen Stimmung in der lokalen Bevölkerung ein, in der (wie in der BRD insgesamt) die bis Ende 2015 öffentlich vorherrschende "Willkommenskultur" in ihr Gegenteil sich wandelt.

Festzustellen war dieser Wandel u.a. in der letzten von der Stadt Oberhausen ausgerichteten Informationsveranstaltung zu einer geplanten Flüchtlingsunterkunft. Anders als ähnliche Veranstaltungen in 2015 wurde diese dominiert von anwohnenden und anderen Bürger*innen, welche ihre eindeutig ablehnenden Haltungen gegenüber der Unterbringung von Geflüchteten in ihrer Nachbarschaft mit Sorgen und Ängsten für sich und ihre Kinder vor raubenden und körperlich gewalttätigen Migranten begründeten, obgleich diese Begründungen im exakten Widerspruch zur zuvor vom Vertreter der örtlichen Polizei vorgetragenen statistischen Erhebung an den in Oberhausen bereits bestehenden Quartieren mit Flüchtlings-Wohnheimen standen und stehen. Im Verhältnis der anwesenden Bürger*innen – fast 200 Ablehnende gegenüber ca. 20 Willkommen-Heißenden – war eine sachliche Diskussion nicht mehr möglich, Irrationalität und Rassismus beherrschten die Veranstaltung.

Dass dies nicht noch einmal so geschehen soll, war die einhellig geteilte Ansicht im Seminar. Sie entspricht der Ansicht des jüngst gegründeten Netzwerks aller in Oberhausen aktiven Initiativen zur Unterstützung der Neubürger*innen, welche daher gemeinsam dazu aufrufen, der nächsten städtischen Informationsversammlung – diese zur geplanten Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft in der Erlenstraße – beizuwohnen und sich an der anstehenden Diskussion zu beteiligen. Das Seminar GEFLÜCHTET & HIER der Freien Universität Oberhausen schließt sich diesem Aufruf an.

Freitag, 12.2.
"Willkommen & Abweisung – Zur aktuellen rechtlichen und politischen Asyl-Diskussion & -Praxis"
Referent*innen: Stefan Schroer und Laila Baghlani

Zum zweiten Termin war zu Gast im Seminar GELÜCHTET & HIER Laila Baghlani, angehende Rechtsanwältin und Mitarbeiterin der Jugendheimstätten Niederreihn, hier seit mehreren Jahren zuständig für die Belange der in ihren Jugendwohnheimen untergebrachten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Als ihr Co-Referent versuchte Stefan Schroer zunächst einen Überblick zur Flüchtlings- und Asylrechtspolitik der letzten Jahre zu geben, auch zur Einordnung der in aktuellen Debatten anwesenden Schlagworte (vgl. im Bild). Im Seminarkreis informierte Laila Baghlani anschließend detaillliert über politisch-rechtliche Bestimmungen und ihre (oft vorauseilend angewandten) Umsetzungen. Ihr Fokus lag auf der Situation der nach Deutschland geflüchteten Minderjährigen, in ihrem Vortrag und im anschließenden intensiven Seminargespräch wurden rechtliche und bürokratische Aspekte reflektiert. Im Zentrum des Vortrags und auch des daran sich anschließenden Seminargesprächs stand stets das spezifische Schicksal, der einzelne Mensch – wie es das Asylrecht in der BRD noch vorgibt, was aber im bürokratischen Prozess nicht immer im Auge behalten wird und in der aktuellen rechtspolitischen Diskussion (nur ein Stichwort dazu ist "Obergrenze") in Frage gestellt wird. Ein inhaltlich wie – in Verbund mit Fachlichem – auch emotional informatives Seminar. Wir danken hierfür Laila Baghlani und allen SeminarteilnehmerInnen!


Foto: Laila Baghlani mit 3 SeminarteilnehmerInnen, darunter Tim Pickartz (rechts) und Sarah Berndt, Verantwortliche der Seminartage 3 & 5 von "geflüchtet & hier"
Foto (wie immer auf dieser Seite, so nicht anders benannt): René Jankowsky


ZUR INKLUSION DER NEUBüRGERINNEN

Seminarleitung & ReferentInnen:

Diverse (hier: 6 aus 18)


Foto: René Jankowski


Freitag, 19.2.
"Interkulturalität – Konflikte und Potentiale"
Leitung Vorbereitungsseminar mit jungen Geflüchteten: Tim Pickartz und Ahmed Hassan
Referent: Burak Yilmaz (HeRoes Duisburg)


Der dritte Termin war ein sehr besonderer Seminartag der Reihe GEFLÜCHTET & HIER und auch der gesamten FUni-Praxis bis hierher.

Ihr voraus ging ein nicht-öffentliches Seminar zum Thema "Interkulturalität – Konflikte und Potentiale", welches die von uns eingeladenen Referenten Tim Pickartz und Ahmed Hassan in den letzten 3 Wochen mit den von ihnen eingeladenen Seminarteilnehmerinnen Lodmela Khello, Abdulrahman Khello, Hussein Abdul Kader und Zazim Yusufi abhielten.

Ergebnisse dieses vorbereitenden Seminars flossen in die öffentliche Veranstaltung ein. Zunächst in gleichermaßen inhaltlich fundierten wie emphatischen Vorträgen von Tim Pickartz und Ahmed Hassan zu den Themenschwerpunketen "Potentiale" und "Konflikte". Hierauf folgten Beiträge der 4 jugendlichen SeminarteilnehmerInnen, geflüchtete Jugendliche aus Syrien und aus Afghanistan: sachlich, souverän, existentiell, denen kein Attribut oder Adjektiv gerecht wird, nur eine politische Forderung: Bleiberecht, sofort, für immer. Den dritten Abschnitt des Seminartages bildete ein Referat von Burak Yilmaz über die Idee und konkrete Arbeit des aufklärerischen Projekts HeRoes, den vierten und letzten Teil eine intensive Diskussion der zuvor Referierenden mit allen SeminarteilnehmerInnen.

Danke  an:


Hussein Abdul Kader, Lodmela Khello, Abdulrahman Khello, Nazim Yusufi, Ahmed Hassen, Tim Pickartz

Und ebenso herzlichen Dank an den Fach-Referenten des Seminar-Abends, Burak Yilmaz:


Fotos: René Jankowski

Dienstag, 23.2.:
"Migrationen: Menschen, Waren, Kapital – Zur politischen Ökonomie der 'Flüchtlingskrise'"
Referenten: Theorie und Praxis e.V.

Bericht folgt.

Mittwoch, 24.2.
:
"Geflüchtete/immigrierte Frauen – Zu spezifischen Aspekten der Migration von Frauen"
Konzeption & Organisation: Sarah Berndt und Jennifer Bittner
Referentinnen: Behshid Najafi (arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische ausbeutung – agisra e.V.) und Anna Vielhaber (Frauen helfen Frauen Oberhausen e. V.)


Die Themen Flucht, Asyl und Migration sind in aller Munde, aber oft nicht aus einer feministischen Perspektive oder in einem größeren globalen Zusammenhang. Deshalb laden wir ein:
Geflüchtete/immigrierte Frauen – Zu spezifischen Aspekten der Migration von Frauen

Im Rahmen des Seminars der Freien Universität Oberhausen "Geflüchtet und hier" werden Behshid Najafi von Agisra e.V. Köln und Anna Vielhaber von Frauen helfen Frauen Oberhausen e.V. referieren.

Agisra e.V. versteht sich als autonome, feministische Informations- und Beratungsstelle von und für Migrantinnen, Flüchtlingsfrauen, Schwarze Frauen und all diejenigen, die von Rassismus betroffen sind. Behshid Najafi wird uns einen Einblick in die vielfältigen Tätigkeiten des Vereins geben. Anna Vielhaber wird über Empowerment = Stärkung von Eigenmacht, Autonomie und Selbstbestimmung als ressourcenorientierten Arbeitsansatz, der die eigene Handlungsfähigkeit stärkt, sprechen und über ihre praktische Arbeit vor Ort in Oberhausen.

Die Inputs werden sowohl globale Fluchtursachen und die Lage der Frauen in den Herkunftsländern als auch die konkreten Situationen vor Ort hier in unserer Region beleuchten. Der Austausch und die anschließende Diskussion richtet sich an alle Interessierten, an Menschen, die in diesem Bereich tätig sind, Ehrenamtler*innen und Einsteiger*innen.

Spezielle Problematiken und Bedarfe von Frauen sollen in einen Zusammenhang gebracht werden: 
Welchen Problemen müssen sich Frauen in Krisengebieten stellen? Welche Auswirkungen hat sexualisierte Gewalt als eine spezifische Menschenrechtsverletzung gegen Frauen, auf der Flucht und hier in Deutschland? Was können wir bei der Umsetzung von Angeboten für geflüchtete Frauen noch beachten?
Welche Erfahrungen hast du bereits gemacht und kannst diese einbringen?

Sarah und Jenny

Freitag, 26.2.:
"Pegida NRW und die Duisburger Zustände"
Konzeption & Organisation: Antifa Oberhausen
Referent*innen: Emanzipatorische Antifa Duisburg

Bericht folgt.